Dr. Wolfgang Heuser
20. Dezember 2022

Eine neue Plattform für Innovation und Transfer

Eine der entscheidenden Quellen für Innovation sind und bleiben Wissenschaft und Forschung. Mit der Third Mission haben Hochschulen hierzulande den Transfer zur dritten Säule ihrer Bestimmung gemacht.  Jetzt gibt es dazu auch ein eigenes publizistische Forum. Die Idee: Den Austausch über Methoden und Chancen des Transfers zu intensivieren, den kulturellen Wandel von Institutionen und Strukturen zu reflektieren und dem Transfer in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft deutlich mehr Raum und Tiefe zu verschaffen.

Bestrebungen, Wissenschaft aus dem viel zitierten Elfenbeinturm in das Verstehen und die Bedarfe des prallen Lebens zu führen, ohne das, was Wissenschaft im Kern ausmacht, aufzugeben, gibt es erfreulicherweise viele. Damit einher gehen allerdings zumindest ebenso viele naheliegende und unvorhergesehene Fragen, gescheiterte und erfolgreiche Versuche, kluge und problematische Ansätze – kurz, es gibt viel zu zeigen, zu besprechen und auszutauschen. Nur, dafür fehlte bislang ein geeigneter Ort.

Ein unabhängiges Fachjournal für Transfermacher*innen

Ende 2022 ist jetzt das erste Fachjournal für Transfermacher*innen erschienen: „Transfer & Innovation – Wissenschaft wirksam machen.“ Es dient sowohl dem Diskurs als auch der praxisorientierten Anschauung, bietet eine qualitätsgesicherte, zitierfähige und nicht zuletzt unabhängige Publikationsmöglichkeit und ist als Nukleus für weitere Aktivitäten gedacht. Wer steht hinter dieser Initiative und welche Ziele sind damit verbunden? Ein kurzer Überblick:

Bereits 2019 haben wir in Kooperation mit der Hochschulallianz für den Mittelstand mittels Inlay im DUZ Magazin versucht, intensiver den Blick auf die dynamische Entwicklung im Bereich „Transfer und Innovation“ zu lenken. Kontinuierlich gab es parallel dazu interne Überlegungen, das spannende, zukunftsträchtige Thema auf eigenständige publizistische Füße zu stellen. Der Zufall in Form einer Anfrage des Zentrums für Deutsche Luft- Und Raumfahrt, bei dem ähnliche Überlegungen bestanden, hat zu Beginn 2022 dem Ganzen eine gewisse Dynamik verliehen. Ein überarbeitetes Konzept, ein schneller Entschluss, eine zupackende Gemeinschaft aus Expertinnen und Experten – Zutaten für den Übergang vom bloßen Überlegen hin zum entschlossenen Handeln.

Hintergrund und Ziele

Ein gut funktionierender Transfer aus den Hochschulen in Wirtschaft und Gesellschaft ist essenziell für Innovationen, für die Lösung drängender gesellschaftlicher Probleme (demografischer Wandel, Stadtteilentwicklung, Integration, sozialer Zusammenhalt, Gesundheitsversorgung u.v.m.), für die Wettbewerbsfähigkeit sowohl einzelner Regionen als auch des gesamtes Wissens- und Wirtschaftsstandortes Deutschland und nicht zuletzt, um die wichtige Rolle, die die Forschung für die Zukunftsfähigkeit und den Wohlstand unserer Gesellschaft spielt, konstant sichtbar zu machen.

All dies findet statt, allerdings ist das Transfergeschehen verbesserungsbedürftig: Viele Hochschulen müssen Transfer zunächst einmal als eigenständige Leistungsdimension wahrnehmen und ihre Transferaktivitäten entsprechend verstetigen sowie professionalisieren. Zugleich benötigen sie mehr Unterstützung, um tragfähige Strukturen aufzubauen. Darüber hinaus bedarf es eines grundsätzlichen „kulturellen“ Wandels bei allen Beteiligten, durch den das Miteinander und die vielfältigen Synergiemöglichkeiten stärker in den Vordergrund gerückt werden, um effektiver Innovationen und Lösungen zu entwickeln und umzusetzen.

Der Blick nach innen ist also unabdingbar. Es gilt, die Einsicht bei den Hochschulen und den außeruniversitären Einrichtungen in die Notwendigkeit Transfer als professionell zu betreibende Führungsaufgabe zu forcieren und zugleich Unterstützung bei der Umsetzung dieser komplexen Aufgabe zu etablieren. Dies zielt in Richtung der Leitungen der Hochschulen, nicht im Sinne einer Chefsache sondern eher als unterstützendes Element, besonders aber auf Transferbeauftragte, Forschende, Presseabteilungen etc. Sie alle müssen im Fokus einer Sensibilisierung und zugleich stützender Maßnahmen stehen.

Nicht minder wichtig ist es, der Überzeugung von den Vorteilen eines gelingenden Transfers in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft deutlich mehr Raum und Tiefe zu verschaffen. Dazu gehört auch, das breite Spektrum an Aktivitäten aufzuzeigen, das Transfer umfasst. Transfer ist eben mehr als „nur“ die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung von wirtschaftlich lukrativen Produkten. Transfer bedeutet unter anderem auch, soziale Innovationen anzuschieben, Impulse für die Herausforderungen bedingt durch den demografischen Wandel zu geben und als Jobmotor in wirtschaftlich schwächeren Regionen zu agieren. Jeder Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist auf ein professionelles Transfergeschehen angewiesen, um „seine“ Arbeit erfolgreich bewerkstelligen zu können und innovativ zu sein. Mittelfristig muss daher auch die Beförderung eines intensiveren Austauschs, die Überwindung verkrusteter Denkmuster und mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung für die Notwendigkeit einer Intensivierung des Transfers ein zentrales Ziel aller Aktivitäten sein.

Aktuelles Geschehen

Basierend auf diesen Überlegungen und vor dem Hintergrund der Überzeugung, dass Transfer und Innovation zunehmend bestimmende Handlungsfelder für zentrale Akteur*innen in Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sind und sich das diesbezügliche Geschehen sehr dynamisch anhand einer Vielzahl an innovativen Projekten, Ideen und Strategien entwickelt, schien es uns an der Zeit, diesen Initiativen und den klugen Köpfen dahinter einen Ort des professionellen Austauschs, der Inspiration und der kritischen Auseinandersetzung mit Erfolg und Scheitern zu bieten.

Die bisherige Lücke schließt seit November 2022 das viermal jährlich erscheinende Fachjournal „Transfer & Innovation – Wissenschaft wirksam machen“. Es richtet sich gedruckt und online an alle, die Transfer und Innovation ermöglichen, umsetzen und beforschen  in

  • Hochschulen,
  • außerhochschulischer Forschung,
  • Gesellschaft,
  • Unternehmen
  • und Politik.

Die kostenlose Pilotausgabe findet sich unter: www.transfer-und-innovation.de Im Mittelpunkt stehen sowohl der zur Innovation führende als auch der von Innovation abgeleitete Transfer – technologisch und sozial. Mit unseren Expert*innenbeitrag zeigen wir wissenschaftlich fundiert und zugleich mit hohem Praxisbezug die Vielfalt von Initiativen, Lösungen und Irrtümern innerhalb der Umsetzung von Transfer. Die Beiträge bilden einen Ansatz für praktisches Handeln, vermitteln direkten und indirekten Nutzen und schlagen die Brücke zwischen Theorie und Praxis. Mit einem ergänzenden journalistischen Teil fördern wir mittels Interviews, Kommentaren, Nachrichten und ähnlichen Formen sowohl das aktuelle Wissen um Transfer als auch die Meinungsbildung hinsichtlich kontroverser Debatten.

Ausblick

Beiträge zu den zukünftigen Ausgaben sind uns hoch willkommen. Es gibt zwar diesbezüglich ein enorm breites Angebot, wir sind aber jederzeit an guten Artikeln in den oben genannten Kategorien interessiert. Was kurz zu folgendem Gedanken führt: Bewusst haben wir uns gegen ein Peer-Review-Verfahren entschieden. Bei allem Willen zu wissenschaftlicher Fundierung und qualitätsbestimmter Vorgehensweise wollten wir gerade bei diesem Thema einen möglichst hohen Praxisbezug einbringen, dem unseres Erachtens ein eher auf Forschung fokussierter Peer-Review-Prozess entgegenstehen würde. Insofern findet unsere Qualitätskontrolle über ein hochkarätig besetztes Herausgeber*innenteam statt. Jeder Beitrag geht durch diese Hände und wird nach entsprechender Qualitätskontrolle, die je nach Beitrag eher praxis- oder auch forschungsbezogen ausfallen kann, zur Veröffentlichung frei gegeben.

© Foto: kiquebg auf Pixabay

In 2023 gilt unser Augenmerk natürlich zunächst der qualitätsgesicherten Etablierung des Fachjournals. Dies bedeutet für ein unabhängiges, durch keinerlei Institutionen finanziell unterstütztes Vorhaben auch, dass es sich wirtschaftlich festigen muss. Wir gehen hierbei zwei Wege. Zum einen stützen wir uns auf das Abonnement des Fachjournals. Neben dem Einzelabonnement ist insbesondere die Möglichkeit der sogenannten Campus-Lizenz zu erwähnen: Über ein bestehendes Konsortium können Sie Ihrer gesamten Institution einen preisgünstigen Zugang zu allen Inhalten (inkl. Archiv) verschaffen. Zum anderen bieten wir auch die Möglichkeit einer APC-basierten Veröffentlichung.

Das Fachjournal und die dazugehörige Webseite sind ein Anfang. Jenseits dessen gibt es eine ganze Reihe von Ideen und Ansätzen, mit denen wir das Thema entsprechend vorantreiben wollen. Sie haben ebenfalls Ideen und möchten gern kooperieren. Wir freuen uns auf alle, die dieser spannenden Thematik im Wissenschaftsbetrieb neben Forschung und Lehre einen festen Platz einräumen möchten. Für uns bedeutet Transfer der konsequente Schritt, um Wissenschaft wirksam zu machen.

Die HerausgeberInnen des neuen Magazins sind: Hermann Behrens, Dr. Gerald Böhm, Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg, Dr. Konstantin Kiprijanov, Dr. Christoph Köller, Kerstin Lahser, Prof. Dr. Anne Lequy, Prof. Dr. Peter Ritzenhoff, Dr. Isabel Roessler, Jonas Stolz, Dr. Susanne Weg-Remers

Dem Thema  Transfer und Innovation  aus der Wissenschaft widmet sich auch das Centrum für Hochschulentwicklung  gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung  am 25. und 26. Januar 2023 in einem Online-Forum. 

An den beiden aufeinanderfolgenden (halben) Tagen werden  die Herausforderungen des Transfers aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und Beispiele aus der Praxis vorgestellt.Tag 1 (9:30 – 13:30 Uhr) widmet sich der Ausbildung: Wie lassen sich Transferkompetenzen erfolgreich durch Lehre und Trainings vermitteln? Präsentiert werden anschließend Transferformate aus Deutschland sowie erfolgreiche Beispiele aus dem Ausland.An Tag 2 (9:30 – 13:30 Uhr) dient der Blick in die Praxis: Matching & Vernetzung ebenso wie Fragen nach der (gesellschaftlichen) Wirkung des Transfers.

Für Studierende bieten wir eine Reduzierung des Kostenbeitrags an. Anfragen an Alexandra Tegethoff (alexandra.tegethoff@che.de)

Anmeldeschluss ist der 18. Januar 2023 

Der Anmeldungen ausschließlich unter  https://www.che.de/event/transferundwissenschaft/  

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