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Neue Stimmen der Wirtschaft für eine ökonomische Transformation

Wirtschaft und die Gesellschaft stehen vor großen sozial-ökologischen Transformationsaufgaben. Viele Firmenlenker:innen haben dabei inzwischen erkannt, dass auch sie selbst Antworten für diese Herausforderungen erarbeiten müssen. In diesem Konsens haben sich 32 Vordenker:innen aus der Praxis zusammengefunden, um zu zeigen, wie besseres, nachhaltigeres Wirtschaften zum Wohl der Gesellschaft gelingen kann. Für ein ungewöhnliches „Betriebswirtschaftsbuch“,

Es ist eigentlich eine Binsenwahrheit: Wirtschaft und Gesellschaft sind untrennbar miteinander verflochten. Daher ist es auch essenziell, wirtschaftliche, soziale und politische Themen ganzheitlich zu denken. Von Unternehmen wird immer stärker erwartet, dass sie zu gesellschaftlichen Herausforderungen eine Haltung einnehmen. Ihre gesellschaftliche Verantwortung erschöpft sich allerdings nicht darin, Stellung zu beziehen bzw. sich zu positionieren, während die Verantwortung zum Gestalten an Politik und Zivilgesellschaft delegiert wird.  Wirtschaft und die Gesellschaft stehen vor großen sozial-ökologischen Transformationsaufgaben. Hierzu können und sollten Unternehmen Ideen entwickeln, mit Maßnahmen vorangehen und zeigen, wie besseres, nachhaltigeres Wirtschaften zum Wohl der Gesellschaft gelingen kann.

Entstanden ist dieses Buch im Austausch diverser Menschen in privaten und beruflichen Netzwerken und aus der Überlegung, kluge junge Leute aus dem Wirtschaftskontext mit progressiven Positionen zu Wort kommen zu lassen. Als selbst organisierte Gruppe, die sich unabhängig von vorgegebenen Strukturen einbringen und gemeinsam wirken möchte, kam dadurch die Initiative „Voices of Economic Transformation“ zusammen.

… und wer sich gefunden hat

Hier versammeln sich vielfältige Stimmen aus der Wirtschaft bzw. der betrieblichen Praxis und wenden sich direkt an die Leser:innen. Die Autor:innen sind in erster Linie junge Gründer:innen, Führungskräfte wie etwa Direktor:innen oder Abteilungsleiter:innen und Senior Manager:innen aus Großkonzernen, aus mittelständischen Betrieben sowie aus der Tech- und Start-up-Szene. Sie sind jung – an Lebensjahren und vor allem im Denken. Sie sind überwiegend weiblich und divers und sie eint besonders eines: Sie schauen über den Tellerrand der eigenen Unternehmung und sie möchten grundsätzliche Veränderungen bewirken.

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Die thematischen Hintergründe

Eine traditionelle Säule des gesellschaftlichen Engagements von Unternehmen sind Spenden und karitative Beiträge oder die Gründung gemeinnütziger Unternehmensstiftungen. Diese Aktivitäten des Unternehmens als „corporate citizen“ wurden in der Theorie und Praxis der Unternehmensverantwortung unter dem breiteren Dach der Corporate Social Responsibility (CSR) zusammengeführt. Zu den bisherigen CSR-Aktivitäten in Deutschland gibt es kritische Einschätzungen: Diese besagen, CSR sei in der Vergangenheit von Unternehmen bzw. deren Kommunikationsabteilungen eher als Pflichtaufgabe – bzw. als Berichterstattungsaufgabe – abgehandelt worden, statt sie als „vorstandsrelevant“ oder gar als Teil der strategischen Unternehmenssteuerung zu sehen.

Doch die Einschätzungen zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen unterliegen neuen Dynamiken:

  • Die Größe und Dringlichkeit globaler Herausforderungen sind nicht mehr zu übersehen. Ein starkes Wachstum der Weltbevölkerung, begleitet von dem permanenten Anstieg des Ressourcenverbrauchs und der steigenden Nachfrage nach öffentlichen Gütern vor dem Hintergrund planetarer Grenzen, eine immer größere Kluft zwischen Privilegierten und Schlechtergestellten, Populismus, politische Autoritarismen und die Schwächung internationaler Organisationen: All das verstärkt die Problematik des Klimawandels, verschärft die Ungleichheit und erhöht die Gefahren für freiheitlich demokratische Gesellschaftsordnungen. Diese Herausforderungen sind so gravierend, dass sie ein umfassendes und gemeinschaftliches Handeln dringend erfordern. Die großen Fragen des 21. Jahrhunderts benötigen Antworten aller gesellschaftlichen Sektoren: aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – und Unternehmen sind hier ausdrücklich mitgemeint.

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  • Die sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist mittlerweile politisch gewollt und öffentlich legitimiert. Das Pariser Abkommen, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, wurde durch das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung 2021 gesetzlich festgeschrieben. Die Europäische Union will mittels des European Green Deal der erste klimaneutrale Kontinent werden und u. a. mit der EU-Taxonomieverordnung die Wirtschaft – und damit jedes einzelne Unternehmen – beeinflussen.

Viele Firmenlenker:innen haben erkannt, dass die Geschäftstätigkeit ihres Betriebes sich nicht unabhängig von diesen gesellschaftlichen Entwicklungen abspielt. Über die Rolle von Unternehmen in der Gesellschaft nachzudenken und unternehmerische Antworten für die Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln sind daher kein betriebliches „nice to have“, sondern gehören zu einer langfristigen, klugen und verantwortungsbewussten Unternehmensführung. Wenn erreicht werden soll, dass ökonomisches Wachstum sich mit sozialem und ökologischem Nutzen verbindet und dass das Wohlergehen von Menschen, das gesellschaftliche Zusammenleben und der Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen in das Zentrum von Wirtschaften rücken, dann stehen Unternehmen vor der Aufgabe, ihre Geschäftsmodelle und ihre „License to Operate“ gründlich zu überdenken.

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Gemeinsam vorausdenken

Entstanden ist daraus ein Sammelband, der sich mit den verschiedenen Aspekten verantwortungsvollen Wirtschaftens befasst. Die Beiträge geben Impulse, formulieren mitunter Forderungen und regen an, über notwendige Veränderungen in und für Unternehmen zu diskutieren.  Alle Beiträge sind vielfältig und unterscheiden sich auch stilistisch. Zum Teil sind sie persönlich, andere eher analytisch formuliert, manche sind starke Appelle, weitere geben eher Einblicke. Alle aber bleiben nicht bei Problembeschreibungen stehen, sondern entwicklen immer auch Lösungsideen. Es geht nie nur um den Status quo, sondern immer auch um die Zukunft. Und es kreist stets um die Herausforderung, wie verantwortliches Wirtschaften im Kontext einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung konkret gelingen kann.

Um die Fragen nach notwendigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen beantworten zu können, braucht es Ideen und Austausch. Beides soll das Buch anregen – und das nicht nur durch seine Inhalte, sondern auch durch seine Form.

Wissen teilen und mehren

Um eigene Gedanken zu entwickeln, lässt das Buch genügend Raum für Notizen: Die Leser:innen sollen ihre guten Ideen sofort notieren können. Auch das Design und die Illustrationen regen, neben dem geschriebenen Wort, zu weiterführenden Ideen an.

Gegliedert ist der Band in sechs Abschnitte. Diese fassen die 29 Beiträge der 32 Autor:innen unter folgenden Themen zusammen:

  • Gesellschaftspolitische Verantwortung von Unternehmen
  • Geld und Finanzen für eine gerechtere Gesellschaft
  • Chancen und Herausforderungen des digitalen Wandels
  • Beiträge von Wirtschaft zu Umwelt- und Klimaschutz
  • Gleichberechtigung, Vielfalt und Verständigung in Unternehmen
  • Die Rolle von Unternehmen in der Gesellschaft und neue Organisationsstrukturen

Wir möchten wirtschaftspolitisch interessierte Menschen in und außerhalb von Unternehmen erreichen – in der Politik, der Zivilgesellschaft, in Verbänden, der Öffentlichkeit und in den Medien. All diejenigen, denen an interdisziplinären Lösungen für ein besseres Wirtschaften von guten Unternehmen in einer nachhaltigen Gesellschaft liegt, sollen sich angesprochen fühlen.

Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt. Neue Ideen bilden sich in einem Prozess, in den Anregungen von anderen einfließen und gute Debatten profitieren von Meinungen, die gehört und diskutiert werden.  Die Beiträge stehen unter einer Creative Commons Lizenz. Das gibt uns und den Leser:innen die Möglichkeit, sie weiterzugeben, über Social Media zu kommunizieren, ausgewählte Beiträge sollen in den nächsten Monaten auch in diesem Blog erscheinen. Zudem gibt es dieses Buch nicht nur als gedruckte Ausgabe, sondern auch als Online-Veröffentlichung.

© Cover: Bertelsmann Stiftung

Bertelsmann Stiftung, Voices of Economic Transformation (Hrsg.)

Update Wirtschaft für Gesellschaft
32 Vordenker:innen aus der Praxis geben Anregungen für besseres Wirtschaften

 

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