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So könnten junge Menschen fürs Gründen gewonnen werden

In Deutschland gründen vergleichsweise wenig junge Menschen ein Unternehmen. Das liegt allerdings nicht an mangelndem Interesse.

In Deutschland steckt das Gründungspotenzial junger Menschen voller ungenutzter Chancen. Der in Zusammenarbeit mit der Körber-Stiftung, der Joachim Herz Stiftung, dem Young Founders Network und dem RKW Kompetenzzentrum entstandene Young Founders Monitor beleuchtet die spezifischen Präferenzen junger Gründer:innen und zeigt, welche Maßnahmen die Attraktivität von Unternehmensgründungen steigern können.

Die Ausgangslage: Viel Interesse, aber wenig Umsetzung

Fast 40 Prozent der jungen Menschen in Deutschland können sich vorstellen, ein Unternehmen zu gründen. Doch nur 11 Prozent setzen diese Vision auch in die Tat um. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland hinterher: In den Niederlanden oder den USA ist die Gründungsquote junger Menschen mehr als doppelt so hoch. Ein Problem, das nicht an mangelnder Innovationskraft, sondern an strukturellen Hürden liegt.

Dabei wäre es wichtig, die Gründungsaktivität junger Menschen zu steigern. Junge Gründer:innen bringen nämlich nicht nur frische Ideen mit, sondern erwerben durch ihre Tätigkeit wertvolle Kompetenzen, wie etwa Problemlösungsfähigkeiten, Risikomanagement und Teamarbeit. Diese „Entrepreneurial Skills“ sind nicht nur für die Wirtschaft von morgen essenziell, sondern auch mit Blick auf Nachholbedarfe bei den Themen Intrapreneurship und Unternehmensnachfolge von wesentlicher Bedeutung.

Welche Unterstützungsmaßnahmen wirken wirklich?

Wir sind im Young Founders Monitor der Frage nachgegangen, welche Maßnahmen die wahrgenommene Attraktivität, ein Unternehmen zu gründen, bei jungen Menschen steigern. Hierzu haben wir unterschiedliche bereits existierende Unterstützungsangebote geclustert und die Präferenzen junger Menschen zwischen 18 und 24 mittels einer Conjoint Analyse untersucht:

  1. Start-up-Grundsicherung: Eine finanzielle Absicherung bis zu einem Jahr für die erste Unternehmensgründung.
  2. Zugang zu Wagniskapital: Vereinfachte Möglichkeiten, Investoren und Kapitalgeber zu finden.
  3. Mentoringprogramme: Zugang zu Erfahrenen Gründer:innen und Spezialisten aus der jeweiligen Branche.
  4. Vernetzungsmöglichkeiten: Gründer:innen können sich untereinander, aber auch mit potenziellen Investor:innen und Kunden austauschen.
  5. (Weiter-)Bildungsangebote: Flächendeckende Angebote für Gründer:innen und Gründungsinteressierte zu Themen wie Business Development, Ideation und Mitarbeitendenführung.
  6. Programme für soziale Start-ups: Spezifische Maßnahmen für Gründungen mit sozialem Fokus.
  7. Spezifische Programme für junge Menschen: Zum Beispiel Gründungsstipendien für Studierende, Auszubildende und Young Professionals.

Die Ergebnisse unserer Analyse zeigen, dass alle 7 untersuchten Unterstützungsmaßnahmen die Attraktivität, ein Unternehmen zu gründen, erhöhen. Spannenderweise ist dies aber nicht bei allen Maßnahmen gleichermaßen der Fall. Vor allem finanzielle Unterstützung übt einen signifikanten Einfluss auf die Gründungsattraktivität aus: Besonders die Start-up-Grundsicherung und der verbesserte Zugang zu Wagniskapital werden von jungen Menschen als entscheidend wahrgenommen. Zwar werden die anderen Unterstützungsmaßnahmen auch positiv bewertet, diese sind allerdings weniger ausgeprägt.

Zielgruppenorientierte Förderung

Werfen wir einen genaueren Blick auf die befragten jungen Menschen, zeigt sich eine weitere wesentliche Erkenntnis: Nicht alle profitieren gleichermaßen von denselben Maßnahmen. Unsere Ergebnisse zeigen teils deutlich, dass soziodemografische Faktoren die Wirksamkeit der Unterstützungsangebote beeinflussen:

  • Frauen bevorzugen Weiterbildungsangebote (+22 Prozent) und spezifische Programme für junge Menschen (+32 Prozent) stärker als Männer.
  • Menschen mit Migrationshintergrund legen besonderen Wert auf Vernetzungsmöglichkeiten (+20 Prozent) und Zugang zu Wagniskapital (+17 Prozent).
  • Ältere Gründer:innen (24 Jahre) schätzen Programme für soziale Start-ups und finanzielle Absicherungen besonders hoch ein.
  • Erfahrene Gründer:innen benötigen weniger Unterstützung, während Unerfahrenere stärker auf Maßnahmen angewiesen sind.

Was folgt daraus?

Unsere Studienergebnisse geben Hinweise darauf, wie die Attraktivität von Gründungen gesteigert werden kann:

  1. Priorisierung von finanziellen Maßnahmen: Zu implementierende Unterstützungsmaßnahmen könnten entsprechend der jeweiligen Effektstärken priorisiert werden.
  2. Junge Menschen berücksichtigen: Bei der Ausgestaltung der Unterstützungsmaßnahmen könnten sozioökonomische Faktoren entsprechend der zu adressierenden Zielgruppen berücksichtigt werden.
  3. Verbesserte Kommunikation bestehender Angebote: Breits existierende Unterstützungsmaßnahmen könnten verstärkt insbesondere Gründungsinteressierten kommuniziert werden.

Fazit: Mut fördern, damit sich Potenziale entfalten

Deutschland hat das Potenzial, eine neue Generation von Gründer:innen hervorzubringen. Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass gezielte Unterstützungsmaßnahmen entscheidend sind, um jungen Menschen den Weg in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Besonders finanzielle Hilfen, Mentoringprogramme und Zugang zu Netzwerken machen einen spürbaren Unterschied.

Die Chance, junge Talente zu unterstützen und somit die Innovationskraft des Landes zu stärken, sollte nicht ungenutzt bleiben. Jetzt ist die Zeit, die Weichen für eine alters- und zielgruppenspezifische Gründungspolitik zu stellen.

 

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