Innovationen sind der Treiber einer prosperierenden wirtschaftlichen Entwicklung. Für die Stärkung unserer Innovationskraft ist in Deutschland und Europa großes Potenzial vorhanden. Die Steigerung unserer Innovationsfähigkeit stellt nicht nur wirtschaftlich eine wichtige Dimension dar, sondern festigt zugleich unsere Souveränität als Gesellschaft. Denn damit sichern wir den gesellschaftlichen Wohlstand und schaffen zugleich den Handlungsspielraum, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit im Einklang mit unseren europäischen Werten gemeinsam lösen zu können.
Zunehmend bedeutsam für Innovationskraft, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit ist dabei neben dem Sachkapital das Wissenskapital, das heißt Faktoren wie Forschungs- und Entwicklungsergebnisse, Software und Datenbanken, Urheberrechte oder Weiterbildung. In fast allen Ländern hat die Bedeutung des Wissenskapitals seit der Finanzkrise am Ende der Nullerjahre zugenommen. Gegenüber 2007 hat sich der Zuwachs dieses immateriellen Kapitals in den USA, in Deutschland, Frankreich und anderen Euroländern um mehr als 20 Prozent erhöht.
Zusätzlich wissen wir, dass die fortschreitende Digitalisierung regionale Ungleichgewichte bei Innovationen erheblich verstärkt und sich im internationalen Maßstab ein Großteil der digitalen Innovationsaktivität auf einige wenige besonders innovative Hotspots konzentriert. So vereinen zum Beispiel Tokio, Seoul, San Francisco, Osaka und Paris allein 22 Prozent aller Patente weltweit auf sich.
Gerade deutsche Unternehmen müssen hier zulegen. Aktuelle repräsentative Umfrageergebnisse im Industrie- und Dienstleistungsverbund zeigen, dass nur ein Viertel der 1.000 befragten Unternehmen über die nötige Innovationskompetenz, Innovationsorganisation und Innovationskultur verfügt, um ihre Wettbewerbsposition langfristig zu sichern.
Doch wie können wir die Innovationskraft in Deutschland und Europa stärken?
Erstens: Wir brauchen eine ambitionierte und ressortübergreifende innovationspolitische Strategie. Dabei ist entscheidend, dass wir die Förderung neuer Schlüsseltechnologien mit dem Ziel verknüpfen, drängende gesellschaftspolitische Probleme zu lösen.
Zweitens: Wir brauchen wirksame Förderstrukturen für Sprunginnovationen. Hier ist mit der Gründung der deutschen Agentur für Sprunginnovationen SprinD ein erster Schritt getan worden. Wichtig wird nun, diese mit einem gesamteuropäischen Ansatz zu verknüpfen.
Drittens: Wir müssen die Bedingungen zur Gründung von Hightech-Start-ups verbessern. Im Unterschied etwa zu Israel oder den USA gibt es hierzulande viel zu wenige Gründer, die aus der Universität heraus mit einem innovativen Geschäftsmodell den Schritt ins Unternehmertum wagen. Das liegt oft auch an bürokratischen Hürden und grundsätzlichen Fehlanreizen im Wissenschaftsbetrieb. Mit der Founders Foundation in Bielefeld bilden wir seit vier Jahren die junge Gründergeneration aus und bauen so in der Region Ostwestfalen-Lippe ein neues Start-up-Ökosystem auf. Bisher wurden 350 Gründertalente ausgebildet, woraus 25 Start-ups entstanden sind. Die fortgebildeten Unternehmer erwirtschaften kumuliert 24 Millionen Euro (2019) und haben etwa 400 Arbeitsplätze geschaffen. Was in unserer Region funktioniert, kann auch auf andere Regionen übertragen werden.
Viertens: Wir müssen langfristig darauf hinwirken, dass Unternehmertum ein positives Leitbild in der Gesellschaft ist. Schon in der Schule können wir Wirtschaftskompetenz und unternehmerisches Denken in die Lehrpläne integrieren und ein innovations- und technologieoffenes Mindset fördern.
Wenn wir dies alles beherzigen, sind wir langfristig auf einem guten und nachhaltigen Weg für ein innovatives Deutschland und Europa.
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