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Lukas Krienbühl
1. April 2022

Staatliche Innovationsförderung: Ein Blick in die Schweiz

In Deutschland wird aktuell viel über die Errichtung einer Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) gesprochen. In der Schweiz gibt es schon seit Längerem eine staatliche Innovationsagentur, die die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördert. Kann die Schweiz ein Vorbild für Deutschland sein? Wir werfen einen Blick hinter die Schweizer Kulissen und beleuchten dabei die Rolle von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung.

Im Global Innovation Index belegt die Schweiz seit über zehn Jahren den ersten Platz. Dabei spielen einerseits die sehr hohen Ausgaben in Forschung und Entwicklung (F&E) pro Kopf eine wichtige Rolle. Die Privatwirtschaft tätigt den Grossteil (68%) dieser Investitionen. Ohne die beträchtlichen F&E-Ausgaben der Pharma-Branche in der Schweiz wären diese Ausgaben aber weit tiefer. Andererseits verhelfen auch die hervorragenden Schweizer Hochschulen dem Land zu diesem Spitzenplatz.

Die Schweiz kann sich aber nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Die letzte Innovationsumfrage der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich zeigt, dass es für Schweizer Unternehmen komplizierter und teurer geworden ist, in die Entwicklung von neuartigen Produkten zu investieren. Diese Tendenz ist auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten. Auch die Anzahl der in F&E aktiven Unternehmen nimmt in der Schweiz ab. Gleichzeitig ist klar, dass aufgrund des kleinen Binnenmarkts gerade Schweizer Unternehmen in Innovation investieren müssen, um international kompetitiv zu bleiben.

Staatliche Innovationsagentur: Im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft auf Stärken setzen

Hier setzt die Förderung von Innosuisse an, der öffentlich-rechtlichen Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung. Innosuisse hat zum Zweck, wissenschaftsbasierte Innovation im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft zu fördern. Der Finanzierungsbeitrag vom Bund an Innosuisse stieg zwischen 2018 und 2021 von jährlich 232 Mio. Schweizer Franken auf jährlich 286 Mio. Schweizer Franken (in Euro in etwa die gleichen Beträge). Das entspricht etwas mehr als einem Prozent der gesamten F&E-Ausgaben in der Schweiz.

Mit diesem – im Vergleich zu den Gesamtausgaben in F&E – kleinen Beitrag wird eine Nische abgedeckt und gleichzeitig auf eine der Stärken der Schweiz gesetzt. Die führenden Kompetenzen und die angesehene Forschung der Eidgenössischen Technischen Hochschulen, der Universitäten und der Fachhochschulen sollen der Wirtschaft und der Gesellschaft zugutekommen. Die rechtliche Grundlage legt das Bundesgesetz über die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung (SAFIG) fest.

 

Der Bereich Life Science ist in der Schweiz ein wichtiger Pfeiler der Innovation: Innosuisse fördert beispielsweise ein Projekt des Start-ups Alveolix.

 

Den Unternehmen helfen, Innovationsrisiken zu tragen

Das Kernstück der Förderung von Innosuisse ist die Unterstützung von Innovationsprojekten. Innovative Organisationen entwickeln gemeinsam mit Hochschulen und Forschungsinstitutionen neue Dienstleistungen und Produkte. Diese Organisationen – das können kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Start-ups, Grossunternehmen, aber auch Vereine, Stiftungen, NGOs oder öffentliche Institutionen sein – sind für die Umsetzung von neuen Produkten und Dienstleistungen auf dem Markt zuständig. Die Projekte werden aufgrund von definierten Kriterien bewertet. Wichtig sind der Innovationsgrad, die Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in der Schweiz sowie die Methodik und Teamkompetenzen.

Die Innovationsprojekte sollen helfen, Unternehmen den Zugang zu Forschung zu erleichtern. Mit anderen Worten: Durch die Förderung von Innosuisse müssen KMU also nicht zwingend eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung aufbauen, um innovativ zu sein. Sie können dafür Ressourcen der Hochschulen nutzen. Die Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Forschungsinstituten, aber auch mit den Kunden, bilden wichtige Pfeiler der Innovation.

Gemäss einer Wirkungsstudie vom KOF der ETH Zürich werden insbesondere Projekte mit hohen Risiken bewilligt. Somit hilft Innosuisse Unternehmen dabei, ihre höheren Innovationsrisiken zu tragen. Innosuisse übernimmt dabei nur die Projektkosten, die an den Hochschulen anfallen. Unternehmen tragen ihre Kosten selbst. In der Regel fliesst bei der Schweizer Innovationsförderung also kein Geld direkt an Unternehmen.

Langfristige, disziplinübergreifende Projekte grösserer Konsortien in wichtigen Themenbereichen werden im Rahmen der Flagship Initiative unterstützt. Die Entstehung und Initiierung von erfolgsversprechenden Innovationsprojekten fördert Innosuisse zusätzlich mit Vernetzungsangeboten und Beratung für KMU. Unternehmen und Forschende können zudem in thematischen Netzwerken neue Innovationsideen lancieren oder sich an Fachveranstaltungen austauschen. Dabei entstehen Kontakte und Ideen, die später zu Innovationsprojekten führen.

Stärkung von Jungunternehmen und des Wirtschaftsstandorts Schweiz

Für die Gründung und Entwicklung von wissenschafts- und technologiebasierten Start-ups bietet Innosuisse Beratungsleistungen wie Trainings und Coachings, Unterstützung bei der Internationalisierung sowie Plattformen für nationale und internationale Auftritte.

Das Schweizer Start-up Kitro entwickelt innovative Lösungen im Bereich Foodwaste und nimmt am Coaching-Programm von Innosuisse teil.

Die wirtschaftliche Zukunft der Schweiz hängt nicht nur von den marktaufmischenden Start-ups und den Forschungs- und Entwicklungsausgaben von Grosskonzernen ab: Wegweisend bleibt auch die Innovationskraft der etablierten und zukunftsfähigen Schweizer KMU. Neuartige Lösungen gemeinsam mit Hochschulen zu entwickeln, diese auf dem Markt zu lancieren und Geschäftsmodelle neu zu denken, bieten Unternehmen Möglichkeiten für eine erfolgreiche Zukunft.

Innosuisse fördert deshalb gezielt wissenschaftsbasierte Innovationen unterschiedlichster Unternehmen und Organisationen, damit Schweizer Innovationen weiterhin Kundenbedürfnisse in der Schweiz und weltweit befriedigen können. Somit trägt die Innovationsförderung des Bundes auch bei der Innovationsweltmeisterin zum Erfolg der Wirtschaft und dem Wohlstand der Gesellschaft bei.

 

Mehr zu Innosuisse: https://www.innosuisse.ch/

Fact & Figures zur Förderung: https://discover-innosuisse.ch/facts-and-figures

Förderangebote finden: http://innosuisse.guide/

 

 

 

 

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