Medizinischer Fortschritt rettet Leben. Doch wie werden Innovationen in der Medizin vorangetrieben? Lars-Peter Kamolz koordiniert den Bereich für Innovation an der Medizinischen Uni Graz. Er gibt einen Einblick, welche Infrastruktur dort geschaffen wurde, um Ideen in Innovationen umzusetzen.
Herr Kamolz, wie wichtig sind Innovationen für die Medizinische Uni Graz?
Wenn wir als Standort Graz die Medizin der Zukunft mitgestalten wollen, müssen wir innovativ sein. Mit der Innovation von heute bestimmen wir die Medizin von morgen. Darüber hinaus tragen Innovationen im Gesundheitswesen zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, indem sie neue Geschäftsmöglichkeiten schaffen und bestehende Branchen transformieren. Start-ups und etablierte Unternehmen investieren wiederum in Forschung und Entwicklung, um innovative Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, was zu Arbeitsplätzen, Umsatzwachstum und einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit führt.
Aber natürlich wollen wir auch die Gesellschaft nachhaltig mitgestalten: Im Gesundheitsbereich ermöglichen Innovationen wie neue Medikamente, Therapien, medizinische Geräte und diagnostische Verfahren eine verbesserte Behandlung von Krankheiten und die Steigerung der Lebensqualität der Menschen. Durch die Integration von neuen Technologien können Ärzt:innen und medizinisches Fachpersonal schneller und präziser diagnostizieren, personalisierte Behandlungspläne erstellen und die Wirksamkeit von Therapien überwachen.
Was benötigt man, um medizinische Innovation zu fördern?
Einerseits brauchen wir Menschen, die innovativ sind und über den Tellerrand hinausdenken. Eine Voraussetzung dafür ist ein Umfeld, das dies zulässt. Oder, noch besser, es fördert. Wenn Ideen gut sind, müssen wir unsere Mitarbeiter:innen aktiv unterstützen und ihnen die Hilfestellung geben, die sie brauchen, damit aus dieser Idee wirklich ein Produkt oder eine Dienstleistung werden kann.
Es ist das Mindset, die Offenheit für neue Ansätze, die gefördert und kultiviert werden muss. Das beginnt schon sehr früh, bei unseren Studierenden beispielsweise, bei denen das ‚Pflänzchen‘ Innovation bereits gesät werden muss.
Daneben kommt aber auch der Vernetzung dieser Menschen mit anderen Menschen eine entscheidende Bedeutung zu. Man braucht heutzutage ein Netzwerk an kompetenten Partner:innen, die Innovator:innen dabei unterstützen, aus ihrer Idee Realität werden zu lassen. Da haben hier an der Med Uni Graz ideale Bedingungen, einerseits um innovativ zu sein, andererseits um Innovationen entwickeln und fördern zu können. Zum Beispiel mit unserer Medical Science City Graz.
Was verbirgt sich genau hinter der Medical Science City?
Die Medical Science City fasst all unsere Aktivitäten zusammen. Hier befinden sich Einrichtungen der Medizinischen Universität Graz, die sich auf Grundlagenforschung und Forschung am Patienten konzentrieren. Aber auch unser Zentrum für Wissens- und Technologietransfer in der Medizin mit innovativen Einrichtungen. Hier am Standort sind eine Vielzahl wichtiger Partner:innen beheimatet, mit deren Hilfe und Unterstützung das „Pflänzchen“ Innovation wachsen kann. Es ist ein Ort der Begegnung, Vernetzung und Zusammenarbeit.
Es gibt einen Zugang zu Forschung und Infrastruktur, aber auch ein Netzwerk von Branchenakteur:innen, die Zusammenarbeit und Partnerschaften erleichtern. Für mich ist er ein Wissenschafts- und Innovationsstadtteil, der sich darauf konzentriert, nicht nur die Medizin und medizinische Versorgung von heute zu sichern, sondern auch die Medizin der Zukunft zu entwickeln.
Dadurch und durch die Schaffung von Förderprogrammen konnten sich Graz und die Steiermark bereits in der Vergangenheit zu einem Zentrum für Gesundheitsinnovationen entwickeln. Um diesen Weg fortsetzen zu können, ist es wichtig, weiterhin in Forschung und Entwicklung zu investieren, regulatorische Barrieren abzubauen und die Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Unternehmen und der Gesundheitsbranche zu fördern. Nur so können wir das volle Potenzial von Gesundheitsinnovationen ausschöpfen und die Herausforderungen der Zukunft anzugehen.
Gibt es auch konkrete Unternehmen, die aus der Infrastruktur an der Uni hervorgegangen sind?
Ein Beispiel ist die Firma EVOMEDIS. Sie hat ein neuartiges Zelltherapeutikums zur Behandlung von schweren Verbrennungen entwickelt. Es handelt sich um ein neues und patentiertes Verfahren, das in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern entwickelt wurde. Auch die LMU München und TERM Würzburg gehören dazu. Gewissermaßen geht es um einen Hautersatz, der beim Auftragen auf die Wunde eine schnellere Heilung ermöglicht. Das Unternehmen hat zudem einen nicht-invasiven Wundsensorverband entwickelt Er liefert dem Arzt wichtige Informationen, indem er den pH-Wert der Wunde in Echtzeit visuell signalisiert.
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