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Luci Larbi
Lucy Larbi
29. April 2025

Deutschland als Innovationsstandort: Verpasste Chance oder schlafender Riese?

Deutschland wird nicht mehr als globaler Innovationsführer wahrgenommen. Wie konnte es so weit kommen?

Deutschland galt einst als wirtschaftliches Powerhouse, das mit bahnbrechenden Innovationen und industrieller Stärke die Weltwirtschaft prägte. Doch heute scheint es, als seien wir in einer vergangenen Ära gefangen. Während die Welt in die digitale Zukunft schreitet, verharrt Deutschland oft noch in den Strukturen der Industrialisierung.

Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass wir im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr als globaler Innovationsführer wahrgenommen werden. Wie konnte es so weit kommen? Und welche Schritte sind notwendig, um Deutschlands wirtschaftliche Relevanz in einer sich schnell wandelnden Welt zurückzugewinnen? 

Von der Agrarwirtschaft zur Digitalisierung

Deutschland hat in verschiedenen wirtschaftlichen Epochen immer wieder seine Stärke bewiesen:

Agrarwirtschaft: Hier dominierten Geduld, Gemeinschaft und Naturverbundenheit. Deutschland schuf eine stabile Basis für Wachstum.

Industrialisierung: Durch Maschinenbau, Chemie und Automobilindustrie wurde Deutschland zur weltweit anerkannten Wirtschaftsmacht. Effizienz und Präzision waren die Leitmotive.

Digitalisierung: Heute dreht sich alles um Daten, Kreativität und Agilität. Doch hier liegt Deutschlands Schwäche: Wir investieren nicht ausreichend in digitale Infrastruktur, brechen kaum alte Denkmuster auf und fördern zu selten das Potenzial, das in der Vielfalt unserer Gesellschaft steckt.

Deutschland hat ein Potenzialproblem

Ein Kernproblem liegt darin, dass wir Potenziale übersehen – und damit Innovationschancen verpassen. Während andere Länder wie Kanada Diversität und Innovation strategisch fördern, diskutieren wir oft nur über die Herausforderungen von Migration, statt die Chancen zu erkennen. Migrant:innen sind eine unternehmerische Kraft, die in Deutschland oft übersehen wird.

Laut dem Global Entrepreneurship Monitor gründen Migrant:innen überdurchschnittlich häufig Unternehmen. Sie bringen eine „nothing to lose“-Mentalität, Resilienz und kreative Ansätze mit, die in der deutschen Unternehmenskultur oft fehlen. Doch trotz ihrer Stärke stoßen sie auf Barrieren: von fehlendem Zugang zu Netzwerken über mangelnde Finanzierung bis hin zu unsichtbaren Hürden wie kulturellen Vorurteilen.

Deutschland verliert hier doppelt: Wir schaffen es nicht, diesen Ideen Raum zu geben, und riskieren dadurch, global irrelevanter zu werden.

Was können wir von Kanada lernen?

Kanada macht vor, wie Diversität als strategischer Vorteil genutzt werden kann. Programme wie die 50-30 Challenge setzen gezielt auf eine stärkere Repräsentation von unterrepräsentierten Gruppen in Führungspositionen. Einwanderung wird dort als Chance begriffen, Barrieren für Migrant:innen aktiv abgebaut. Das Ergebnis: ein Innovationsklima, das weltweit seinesgleichen sucht. Warum schaffen wir das in Deutschland nicht?

Die Antwort liegt in veralteten Strukturen und einer fehlenden digitalen Vision. Anstatt neue wirtschaftliche Realitäten zu gestalten, hängen wir oft an industriellen Erfolgen der Vergangenheit. Aber: Es ist noch nicht zu spät. 

AiDiA – Eine Bühne für ungenutztes Potenzial

Um Barrieren abzubauen und Deutschlands Innovationskraft neu zu beleben, braucht es mutige Initiativen wie AiDiA. Als Initiatorin des ersten Afrodeutschen Startup Pitch Event kann ich versprechen: Es ist mehr als nur eine Veranstaltung – es ist eine Bewegung. Als größte Plattform für unterrepräsentierte Gründer:innen in Deutschland setzen wir auf Diversität und Innovation. Wir bieten eine Bühne für Menschen, deren Ideen bisher oft übersehen wurden, und bringen sie mit großen Playern wie Google, LinkedIn und Paypal zusammen.

Mit Preisgeldern, Netzwerken und Coaching schaffen wir die Voraussetzungen, damit diese Ideen die Welt verändern können – und Deutschland wieder wirtschaftliche Relevanz gewinnt. 

Deutschland braucht einen Neustart

Diversität ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Um als Wirtschaftsmacht in der Digitalisierung erfolgreich zu sein, müssen wir:

  • Investieren: in digitale Infrastruktur und gezielte Förderprogramme für diverse Gründer:innen.
  • Netzwerke öffnen: Barrieren abbauen und neue Perspektiven einbinden.
  • Alte Muster aufbrechen: Mutig in Ideen und Menschen investieren, die bisher übersehen wurden.

Nur so kann Deutschland wieder eine führende Rolle spielen – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich.

Mein Appell

Jetzt ist die Zeit, das verborgene Potentiale sichtbar zu machen. Diversität und Innovation sind ein wichtiger Schlüssel für Deutschlands wirtschaftliche Zukunft. Gemeinsam sollten wir alles daran setzen, aus Deutschland wieder ein Land zu machen, das global als Leuchtturm für Innovation und Fortschritt wahrgenommen wird.

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